„Wir spielen mit Emotionen und einer klaren Identität“
Am 23. Oktober 2025 wurde Laurent Fassotte offiziell als neuer SKN-Trainer vorgestellt, die Feuertaufe folgte am 1. November mit dem Meisterschaftsspiel gegen Sturm Graz. Seitdem jagt der sympathische Belgier mit den Wölfinnen von Topspiel zu Topspiel und schaffte zuletzt sogar einen Punktgewinn in Norwegen. Wir zogen mit Laurent Fassotte Bilanz über sein erstes Monat in St. Pölten, seine kurze Eingewöhnungszeit und seine bisherigen Highlights als SKN-Chefcoach.
Laurent, in der Länderspielpause hast du dein erstes Monat beim SKN St. Pölten vollendet. Wie würdest du deine ersten Wochen im Verein zusammenfassen?
Meine ersten vier Wochen im Verein waren aufgrund des schwierigen und intensiven Spielplans mit Partien in allen drei Wettbewerben herausfordernd. Aber, alle beim SKN haben mich sehr herzlich empfangen und unterstützt, sodass es mir sofort leicht fiel, mich an die neue Umgebung zu gewöhnen. Zuhören und Beobachten waren für mich am Anfang besonders wichtig.
Wie wurdest du aufgenommen, und was war dein erster Eindruck vom Team in St. Pölten?
Mein erster Eindruck war sehr positiv und ich fühlte mich vom ersten Tag an zu Hause. Ich habe die Zusammenarbeit sehr genossen und schnell eine Verbindung zum Trainerteam, zu den Vereinsmitarbeitern und natürlich zu den Spielerinnen aufgebaut. Respekt, Ehrlichkeit und Vertrauen sind für uns wichtige Werte.
Du warst mehrere Jahre Trainerin der Apollon Ladies auf Zypern und dort lange im Verein tätig. Wie schwer fiel dir der Abschied von Zypern und was waren die größten Veränderungen nach deinem Wechsel nach St. Pölten?
Natürlich war es schwer, mich von Menschen zu verabschieden, die ich so viele Jahre kannte.
Aber ich bin sicher, dass es der richtige Schritt war. Die größte Veränderung war definitiv das Wetter – innerhalb weniger Tage bin ich von knapp 30 Grad auf Temperaturen rund um den Gefrierpunkt gewechselt!
Wie kam der Kontakt mit dem SKN zustande?
Ich erhielt einen sehr angenehmen Anruf von der Sportdirektorin Tanja Schulte, die sofort großes Interesse zeigte. Sie erklärte mir ihre Vision und die Ziele für den Rest der Saison. Ich war sofort neugierig und sehr interessiert an der Möglichkeit. Vor der endgültigen Einigung habe ich den Verein einmal besucht und konnte mich überzeugen, das der Wechsel die richtige Entscheidung ist.
Kommen wir zur Gegenwart: Debüt gegen Sturm, dann das Cup-Spiel gegen Austria Wien, gefolgt von zwei Champions-League-Partien und einem Bundesliga-Heimspiel gegen Salzburg – lauter Topspiele zu Beginn deiner Amtszeit. Wie leicht oder schwer war es für dich, gleich zu Beginn gegen Spitzenmannschaften anzutreten?
Wie bereits erwähnt, war diese Abfolge von Spielen eine große Herausforderung für mich. Wir haben uns gemeinsam mit dem Staff und den Spielerinnen bestmöglich vorbereitet. Realistisch gesehen wussten wir, dass es zu diesem Zeitpunkt der Saison sehr schwierig ist, gegen solche Gegner zu spielen.
Trotzdem bin ich stolz auf die Leistungen und den Teamgeist der Spielerinnen.
Alle Trainer haben ihre eigene Spielphilosophie und ihren eigenen Ansatz, Fußball zu spielen. Inwieweit spielt der SKN bereits das System, das du dir vorstellst, und welche Leistung deines Teams hat dir in den ersten vier Wochen am besten gefallen?
Mein Ziel war es, eine positive Einstellung und Energie ins Team zu bringen. Kommunikation und Zusammenarbeit sind entscheidend für den Erfolg. Ich habe das taktische System der Mannschaft nicht stark verändert. Mein Fokus liegt eher auf den grundlegenden Teamprinzipien und der individuellen Spielerentwicklung. Das braucht Zeit und Arbeit. Wichtig ist, dass wir eine Verbesserung von Spiel zu Spiel erkennen können. Wir sind auf einem guten Weg! Sehr gefreut hat mich das Spiel gegen Red Bull, in dem das Team sechs Tore erzielt hat. Aber natürlich war der bisherige Höhepunkt die Leistung und das Unentschieden in der Champions League gegen Vålerenga! Die ersten Tore und der erste Punkt!
Im Bundesliga-Kader stehen Spielerinnen aus elf verschiedenen Nationen, du sprichst mehrere Sprachen fließend. Wie kommunizierst du im Training oder während der Spiele? Was ist die offizielle Sprache des Teams?
Ich habe das Glück, sechs Sprachen zu sprechen, und es ist ein großer Vorteil, mit den Spielerinnen in ihrer Muttersprache sprechen zu können. Die Hauptsprache in Besprechungen und im Training ist jedoch Englisch.
Dein zweites Spiel war direkt das Cup-Match gegen Austria Wien, dem aktuellen Tabellenführer. Es war ein Duell auf Augenhöhe. Austria geht mit drei Punkten Vorsprung in die letzte Bundesligarunde des Kalenderjahres 2025 – und wir haben noch drei direkte Duelle mit dem Team von Stefan Kenesei vor uns. Warum liegt der SKN am Ende im Meisterschaftsrennen trotzdem vorne?
Nach den Ergebnissen der letzten Woche und dem Unentschieden der Austria gegen First Vienna haben wir die Chance, wieder an die Tabellenspitze zurückzukehren. Wir wissen, dass Austria in großartiger Form ist und bisher fast eine perfekte Saison gespielt hat. Aber ich glaube an meine Spielerinnen und an das Team, und ich bin überzeugt, dass wir nach dem Jahreswechsel noch stärker und besser sein werden. Wir bauen ein konkurrenzfähiges Team auf, das mit Emotion spielt und eine klare Identität besitzt. Das Hauptziel ist, dass die Bundesliga in St. Pölten bleibt.


